Vancouver - zu Wasser, Zu Luft, Auf Raedern
In der Dunkelheit glitzerten
zahlreiche Lichter, die sich stetig der Küste näherten. Ein Augenblick der
Stille, des Genießens und der Vorfreude. MV Columbia, unser zu Hause für die
nächsten vier Tage, steuerte sanft auf den Hafen zu, ehe wir auf dem Bug der
Fähre unser Zelt aufschlugen. Unsere weitere Reise führte auf dem Seeweg durch
die wunderschöne Inside Passage entlang der Küste Alaskas und Kanadas nach
Bellingham (USA, Washington State), ca. 90km südlich von Vancouver gelegen. Diesmal
beglückt durch das Wetter, genossen wir einige entspannte Ruhetage mit freiem
Blick auf die Weite des Meeres und schlängelten entlang kleiner Fjorde durch
die sonst so oft in Nebel eingehüllte Inside Passage.
Beim
Einchecken an Bord der Fähre trafen wir auf keinerlei Hindernisse, wie zunächst
befürchtet. Bei der telefonischen Buchung unserer Tickets wurde das Tandem mit
Trailer zunächst als überlanges Fahrzeug ähnlich wie ein typisch amerikanischer
Pickup mit Anhänger eingestuft. Man verlangte uns knappe 900$ nur für den
Transport des Tandems ab. Weder Personen noch Kabine waren in dem Preis
einberechnet. Aufgrund dieses kleinen Vermögens, von dem wir ansonsten eine lange
Zeit leben können, entschieden wir uns, die Buchung doch lieber online
vorzunehmen. Wir buchten das Tandem als normales Fahrrad ein, da es keine
Option für ein derartiges Fahrzeug auf Rädern gab und löhnten somit nur 1/10
der Gebühr. Den Anhänger bauten wir auseinander, schnallten ihn samt eines
Packsacks auf den Rücken, so dass es als normales Gepäckstück gehandelt wurde.
So gab es tatsächlich keinerlei Probleme beim Einchecken, denn das Tandem nahm
kaum mehr Raum als ein normales Fahrrad ein. Samt des ganzen Gepäcks ging es
dann an Deck, wo wir unser Zelt neben zahlreichen anderen platzierten, um ein
Bett für die kommenden vier Nächte zu haben.
Die Fährfahrt war ein einziges Erlebnis: Camping auf dem offenen Meer, morgendliches Erwachen mit stetig neuen, wunderschönen Ausblicken auf die Küste, die Ruhe des Meeres, leuchtende, farbenreiche Sonnenauf- und -untergänge, Wale, Delfine und Seeadler als beinah tägliche als Begleiter des Schiffs. Wir genossen die Ruhe und Sonne auf dem Meer, tankten neue Kraft fürs Radeln und teilten viele schöne Momente mit zwei deutschen Päarchen, deren Pläne aufgrund der Kälte und Nässe im hohen Norden ebenfalls Flexibilität forderten. Auch hinter den Drehmomenten, Ria und Oli (http://drehmomente.com.de/wordpress/), und den sabatical on wheels, Gunda und Mattes (http://sabbatical-on-wheels.de/), lagen etliche Kilometer und Eindrücke auf Rädern aus Alaska und Kanada. Die Zeit an Bord der MV Columbia flog nur so dahin. In sympathischer Gesellschaft herrschte ein reger Austausch über bisherige Erlebnisse on the road, hilfreiche Tipps unter Radreisenden und hautnah erlebten Bärenbegegnungen. Wir zauberten gemeinsam verschiedenste Drei-Gänge-Menüs, wobei der Kreativität trotz einfachster Zutaten keine Grenzen gesetzt war (so wurde beispielsweise Coucous in ein Schokoladendessert gewandelt).
Der offizielle Alaska Marine Highway bot eine wirklich schöne Alternative zum Radfahren auf dem asphaltierten Alaska Highway unter den immer härter werdenden Wetterbedingungen in Kanada, auch wenn wir gern mehr vom naturbelassenen Land gesehen hätten.
Wieder festen Boden unter den Füßen spürend, schwangen wir uns zu sechst aufs Rad und bestritten in einer meterlagen Kolonne gemeinsam unseren weiteren Weg, diesmal Richtung Norden. Schön wars, einen Tag mit anderen unterwegs zu sein, insbesondere bei strahlendem Sonnenschein und unglaublichen 20°C Lufttemperatur. Der nördlichen Kälte sind wir also vorerst entflohen. Ein anderer, im Vergleich winziger Teil Kanadas liegt nun noch vor uns, bevor wir dieses vielseitige Land hinter uns lassen - Vancouver und Vancouver Island.
Der offizielle Alaska Marine Highway bot eine wirklich schöne Alternative zum Radfahren auf dem asphaltierten Alaska Highway unter den immer härter werdenden Wetterbedingungen in Kanada, auch wenn wir gern mehr vom naturbelassenen Land gesehen hätten.
Wieder festen Boden unter den Füßen spürend, schwangen wir uns zu sechst aufs Rad und bestritten in einer meterlagen Kolonne gemeinsam unseren weiteren Weg, diesmal Richtung Norden. Schön wars, einen Tag mit anderen unterwegs zu sein, insbesondere bei strahlendem Sonnenschein und unglaublichen 20°C Lufttemperatur. Der nördlichen Kälte sind wir also vorerst entflohen. Ein anderer, im Vergleich winziger Teil Kanadas liegt nun noch vor uns, bevor wir dieses vielseitige Land hinter uns lassen - Vancouver und Vancouver Island.
Wir hatten bereits eine fünftägige Unterkunft in Surrey gebucht, einer eigenen Stadt, die zum Großraum Vancouver, jedoch nicht zur eigentlichen Vancouver City gehört. Wobei die umliegenden Stadtkerne von Vancouver, Surrey, Delta und New Westminster zu einem einzigen, riesigen Ballungsgebiet zu verschmelzen scheinen. Die Geschichte Vancouvers ist recht jung, wenn man sie mit der europäischer Städte vergleicht. Um 1880 musste der Regenwald Urbanisierung weichen und es entstand eine sehr interessante und facettenreiche Stadt mit direktem Meereszugang, eingepfercht von hohen Bergen. Die Lage und die rasende Entwicklung in den letzten 30 Jahren bestimmt die Einzigartigkeit Vancouvers. Die Stadt bleibt uns nicht nur wegen des strahlenden Sonnenscheins in guter Erinnerung. Viele innerstädtische Grünflächen, die Berge, das Meer und ein vorbildlich ausgebautes Bikehighway-Netz ermöglichen verschiedenste (Outdoor-) Aktivitäten in und rund um Vancouver. Zu unserer täglichen Herausforderung zählte die Überwindung der unfassbar harten Straßenanstiege von bis zu 21% mit dem Tandem, teils vollbeladen. Diesmal war es Sabrinas Knie, das nicht mehr so recht der Belastung standhalten wollte. Die kommenden Tage bescherten arge Probleme die Weiterfahrt, so dass wir hin und wieder zur Rast gezwungen waren.
In Vancouver verbrachten wir viel Zeit auf dem Tandem, da es uns als stetiges Fortbewegungsmittel in den 35km entfernten Citykern und rundherum brachte. Nach einer fußwärtigen Stadttour fuhren wir entlang des Radweges, der um eine Halbinsel durch den Stanley Park führte. Eine wunderschöne, aber viel befahrene Strecke, die die vielen Facetten Vancouvers zeigt. Wir hatten eine tolle Aussicht auf die moderne Skyline, die verschiedenen Seebrücken, den Fähranleger und Hafen. Weiter dem Pfad folgend betrachteten wir die grünen Berglandschaften, die den ursprünglichen Regenwald bargen, und schließlich bot die Tour neben Sandstränden und einer Steilklippe auch einen Blick auf den offenen Pazifik. Die abschließende Bucht bot einen witzigen Kontrast: hinter den luxuriösen Yachthäfen, warteten etliche Containerschiffe auf Einlass in den Hafen, umrundet von vielen kleinen Segelboten und Stand-up-Padelern, die das warme Wetter auf dem Wasser genossen. Auch der Lynn Canyon Park war seinen Anreiseweg wert und das nicht nur wegen der Überquerung einer Brücke, die über einen 1m breiten Radweg verfügte und damit fast so breit war wie unser Lenker. Eine echt Herausforderung, ohne Anzudocken die Brücke hinter sich zu lassen. Der Park selbst bestand aus grünstem Regenwald und beherbergte neben von Moosen überzogenen Bäumen auch eine tiefe Schlucht, die mit einer Hängebrücke überwunden werden konnte. Eine Wassergumpe mit gefühlten muggeligen 8°C Temperatur verlockte Robert zu einem kurzen, abkühlenden Bad. Der Abend klang am Sunset Beach aus, so wie man es sich vorstellt: einen warmen Apfelcider (Apfeltee) in der Hand, die selbstgeschmierten Stullen bereit zum Verzehr, beobachteten wir einen schönen Sonnenuntergang über dem Ozean. Dessen nicht genug, gab es ein herzliches Wiedersehen mit Celestina, einer Schweizerin, die wir auf unserem Weg nach Haines kennengelernt haben.
Der
Aufenthalt in Vancouver hielt noch ein Highlight für uns bereit. Nachdem wir
auf dem Haines Highway in Alaska mit dem Kanadier Kim Bekanntschaft geschlossen
haben, wollten wir ihn nun auf Vancouver Island besuchen. Der gebürtige Pilot eröffnete
uns, dass er einen eigenen Helikopter besaß. Bei bestem Wetter lud er uns auf
eine kleine Ausfahrt in die Luft ein. Es war wieder eines der für uns kaum
greifbaren Erlebnisse und ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk für Robert :-).
Ab von allem Glauben, in Dankbarkeit schwelgend, nahm Kim uns einen nach dem
anderen mit in seinen Zweisitzer. Direkt am Meer starteten wir und zogen einen
Bogen über die Küste hinein in das Landesinnere der Insel, die 1,5 Stunden
Fährfahrt und rund 2 Stunden Radelzeit von Surrey entfernt liegt. Es war
fanatisch! Ganz anders als in einem Flugzeug flogen wir in 500m Höhe tief über
die Landschaft hinweg mit einem einzigartigen Panoramablick durch die weite
Scheibenfront von Charlie Golf Lima Lima. Es war für uns beide der erste Flug
in einem Helikopter, Freude, Aufregung und Ungläubigkeit breiteten sich in uns aus.
Wir genossen die Aussicht auf die Weite der Natur, die kleinen miniaturartig
wirkenden Städte, Dörfer und Straßen, sogar einen Schwimmer im See konnte man beim
Kraulen beobachten. Ein weiteres Positives hatte der Tagesausflug auf die
Insel, die eigentlich auch ein paar Tagesetappen auf dem Fahrrad wert gewesen
wäre, denn Kim besaß auch einen Pickup. Wir haben uns seit Alaska stetig bei
all den vorbeiziehenden Pickups gefragt, ob im Falle des Falles unser Tandem
auf solch eine Ladefläche passen würde – und ja, es passt :-).
Roberts Geburtstag sollte unseren Aufbruch aus Vancouver und somit aus Kanada mit sich bringen. Morgens ging es früh raus aus den Federn (leider wiedermal bei Regenwetter), denn wir waren mit Ria und Oli, dem Berliner Radreisepäarchen von unserer Fährfahrt, an der amerikanischen Grenze verabredet. Aus dem ursprünglich geplanten, einjährigen Trip entwickelte sich Rias und Olis Weltreise zu einem mittlerweile über 1,5 Jahre andauerndem Abenteuer und noch weitere zehn Monate stehen bevor, ehe sie den Weg in die Heimat einschlagen. Wir blicken voller Vorfreude auf ein Wiedersehen und gemeinsame Radkilometer gen Süden mit den beiden.